Monatsarchiv: Januar 2023

105. Stück: Kinojahresrückblick 2022 – die Top 7 und Flop 7

Es ist wieder soweit – das Jahr 2022 ist vorbei und es ist Zeit für meinen traditionellen Kinojahresrückblick. Dieses Mal mit ein bisschen Verspätung, aber das Jahr ist noch jung und ich habe diese Woche noch keine neuen Filme gesehen. Letztes Jahr hatte ich nur eine Top 5 und Flop 5 aufgestellt, da ich 2021 pandemiebedingt selten im Kino war. Im letzten Jahr habe ich ziemlich genau 20 Filmkritiken geschrieben – das würde zwar für eine Top 10 und Flop 10 gerade so reichen, aber dann landen auch Filme in der Aufstellung, die mittelmäßig waren. Daher gibt es dieses Jahr eine Top und Flop 7.

Viel Spaß!

Die 7 besten Filme in 2022

7. „The Batman“ von Matt Reeves

„The Batman“ von Matt Reeves ist ein etwas anderer Superheldenfilm, der eher an einen Krimi und Film Noir erinnert. Das funktioniert aber erstaunlich gut. Robert Pattinson als Batman ist ein gebrochener Mann, ein emotionales Wrack, wie man es von den Detektiven aus Film-Noir-Filmen kennt, Zoë Kravitz ist als Catwoman die Femme Fatale – trotzdem begegnen sich diese beiden verlorenen Seelen, die von Vergeltung angetrieben werden, auf Augenhöhe. Das hätte auch kitschig werden können, ist es aber nicht. Die heimliche Hauptrolle spielt jedoch die Stadt Gotham und die von Korruption, Lügen und Gewalt durchtränkte Machtstruktur in Politik und Polizeiapparat. Die Story – und es gibt tatsächlich eine Story, was für einen Superheldenfilm keine Selbstverständlichkeit ist – ist komplex, aber spannend. Mit Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Jeffrey Wright und Paul Dano ist der Film außerdem hervorragend besetzt und die Schauspieler machen ihren Job hervorragend.

Kleines Manko: die Filmlänge. Fast drei Stunden dauert „The Batman“ – da bleiben gelegentliche Längen nicht aus. Das ist aber Nörgeln auf hohem Niveau.

Fazit: Erfordert etwas Konzentration und Durchhaltevermögen, lohnt sich aber definitiv.

6. „The Menu“ von Mark Mylod

„The Menu“ von Mark Mylod ist eine (auf gute Weise) schräge Gesellschaftssatire mit Horror- und Thriller-Elementen sowie Anklängen an das Groteske und Absurde. Hinzukommt die klaustrophobische Atmosphäre des Settings, das unterschiedliche Charaktere und gesellschaftliche Schichten in einem Kammerspiel aufeinander loslässt. Der Film ist so klar strukturiert wie ein Menü in einem Sternerestaurant – doch durch ungeplante Ereignisse nimmt das Geschehen dabei eine unerwartete Entwicklung. Die Schauspieler sind durch die Bank großartig, allen voran Anya Taylor Joy und Ralph Fiennes, die sich hier ein psychologisches Duell auf Augenhöhe liefern. Bei allem Merkwürdigem, was in diesem Film vor sich geht, bleibt daher nie die Spannung auf der Strecke.

Fazit: Auf jeden Fall sehenswert!

5. „Bullet Train“ von David Leitch

„Bullet Train“ von David Leitch ist ein wunderbarer Actionfilm mit einem tollen Cast, pointiert erzählter Handlung, schlagfertigen Dialogen und einem super Soundtrack. Brad Pitt zeigt mit seiner Rolle als psychisch angeschlagener, arbeitsmüder Auftragskiller Ladybug einmal mehr sein komisches Talent und zieht von Anfang an die Sympathien auf seine Seite. Doch auch die Nebenfiguren überzeugen und machen „Bullet Train“ auch zu einem großartigen Ensemble-Film. Dank klarer Motivation (die man als Zuschauer aber erst nach und nach, teilweise erst am Ende erfährt) aller Figuren läuft die Handlung wie ein Uhrwerk – das sorgt für Spannung, aber auch dafür, dass man mit allen Figuren mitfiebert. Wie diese Motivation erzählt wird, erinnert an Quentin Tarantino, ist aber nicht ganz so blutig. Für zusätzliche Spannung sorgen der beengte Raum – der Film spielt fast die ganze Zeit im Zug – und der Zeitdruck – der Zug hält exakt 60 Sekunden an jedem Bahnhof. Also, das ist auch einfach hervorragendes filmisches und erzählerisches Handwerk.

Fazit: Ein Film, der Spaß macht! Unbedingt empfehlenswert.

4. „Don’t Worry Darling“ von Olivia Wilde

„Don’t worry Darling“ von Olivia Wilde ist ein spannender Thriller und eine fiese Satire mit tiefschwarzem Humor. In einer Mischung aus „Die Frauen von Stepford“, „Truman Show“ und „Surrogates“ bekommen wir eine scheinbar idyllische Gemeinschaft in einer Art Vorort oder Kleinstadt in den USA der 1950er Jahre zu sehen – inklusive Zeitkolorit, Kostümen, Farben und Soundtrack. Die Frauen gehen in ihren Rollen als perfekte Ehefrau und Hausfrau ganz auf, sind anscheinend überglücklich, den ganzen Tag putzen, kochen und – soweit vorhanden – um die Kinder kümmern zu dürfen und haben natürlich immer und überall Lust auf Sex und sind darin natürlich auch absolut fantastisch. In ihrer Freizeit treffen sich die Frauen zum Ballett, damit sie hübsch, schlank und in Form bleiben, gehen shoppen, um schöne Kleider für ihre Männ… äh, für sich natürlich zu kaufen. Die Männer gehen indes arbeiten, werden bei Fleiß und Loyalität befördert und bekommen dann ein noch schöneres, noch größeres Haus zugeteilt. Das klingt doch nach einem wunderschönen Traum, oder?

Na ja. Für die Männer sicher schon. Die Frauen haben sich dem zu fügen, keine Fragen zu stellen und nichts zu kritisieren, keine Widerworte zu geben, sich anzupassen und brav an die Regeln zu halten. Dann gibt’s keinen Ärger und dann lässt sich das wohl schon aushalten, nur für den Ehemann zu leben und keinerlei Selbstbestimmung zu haben oder eigenständige Entscheidungen treffen zu können.

Es zeigen sich dann auch bald die ersten Merkwürdigkeiten und Risse in dieser aus Männersicht perfekten Welt. Mehr will ich da aber nicht verraten, um nicht zu spoilern.

Jedenfalls fand ich, dass der Film eine wunderbare Allegorie für einen bestimmten Schlag von Männern darstellt, die mit dieser ganzen Emanzipationssache noch nicht ganz mitgekommen und von ihrer Sozialisation und ihrer Vorstellung von Beziehungen und Frauen immer noch irgendwo in den 1950er Jahren hängengeblieben sind. Ja, ich weiß, „Nicht alle Männer!!!111!!!!!1!!!11!!!“ – aber es gibt neben den modernen Männern, die Gleichberechtigung leben, eben auch immer noch sehr viele, die das nicht tun und auch nicht wollen. Ansonsten gäbe es ja die Incel-Bewegung oder den Nice-Guy-Trope z, B. nicht u. a. …

Fazit: Ein spannender Film, der zum Nachdenken anregen kann – unbedingt sehenswert.

3. „Triangle of Sadness“ von Ruben Estlund

„Triangle of Sadness“ von Ruben Östlund ist eine bitterböse Gesellschaftssatire mit tiefschwarzem Humor und einem Panoptikum an skurrilen Figuren, die in ihren menschlichen Abgründen schonungslos dargestellt werden. Das aber komplett ohne erhobenen Zeigefinger – stattdessen gelingt das Kunststück, alle Figuren sympathisch wirken zu lassen. Obwohl sie durch die Bank weg alle eigennützige Ar***löcher sind, fiebert man mit, empfindet Mitgefühl und möchte wissen, wie es den Figuren ergeht. So bleibt der Film auch über die fast 2,5 Stunden Laufzeit spannend und unterhaltsam.

Am Anfang braucht es ein wenig, um in die Geschichte und die Handlung hineinzufinden, weil das Setting sehr stilisiert, schräg und abstrakt wirkt – fast eher wie auf einer Theaterbühne bei der Inszenierung eines absurden Theaterstücks. Zum theatralen Charakter des Films passt auch, dass er in drei Kapitel eingeteilt ist – wie drei Akte. Das verleiht der Handlung aber Struktur und Orientierung, sodass die Geschichte konsequent und erbarmungslos erzählt werden kann.

Ich wusste kaum etwas über den Film, bevor ich ihn gesehen habe, und das war auch ganz gut so. Ansonsten hätte ich vielleicht irgendwelche Erwartungen gehabt, die hätten enttäuscht werden können. Und es ist auch nicht einfach, zu beschreiben, was das Publikum in dem Film erwartet.

Fazit: Außergewöhnlicher, schräger, aber großartiger Film! Lohnt sich!

2. „Nope“ von Jordan Peele

„Nope“ von Jordan Peele ist ein hervorragender Horrorfilm, der bis zur letzten Sekunde spannend bleibt. Vom Trailer abgesehen wusste ich nichts über den Film – und das war auch gut so. Deswegen will ich hier nicht viel erzählen, um nichts zu spoilern. Er ist auf jeden Fall gelungen, die Schauspieler sind toll, der Soundtrack auch, das Drehbuch und die Dialoge sind super und das Erzähltempo genau richtig. Unbedingt zu empfehlen!

1. „West Side Story“ von Steven Spielberg

„West Side Story“ von Steven Spielberg ist rundum gelungen und ein wunderbares Beispiel dafür, dass Remakes nicht schlechter sein müssen als das Original. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass das (großartige) Original und die Neuverfilmung beide nebeneinander existieren können, ohne dass ein Film dem anderen nachsteht.

Wie haben Spielberg und seine Crew das hinbekommen? Ich denke, ein wichtiger Punkt ist, dass sie nicht versucht haben, das Original zu kopieren, aber auch nicht auf Krampf versucht haben, sich davon abzugrenzen. Herausgekommen ist eine spannende Neuinterpretation, die plausibel ist, Hand und Fuß hat, ins 50er-Jahre-Setting passt – und trotzdem gesellschaftliche Probleme, die seitdem bestehen und heute noch aktuell sind, mit anreißt – ohne moralische Keule.

Die Darsteller sind durch die Bank weg toll – Schauspiel, Gesang und Tanz passen perfekt zusammen und fügen sich in die Handlung ein. Man könnte höchstens anmerken, dass Ansel Elgort nicht sooo viele verschiedene Gesichtsausdrücke zeigt. Das fand ich jetzt aber nicht schlimm, das passt irgendwie auch zu Tony. Spannend finde ich die Figur der Valentina, die von Rita Moreno gespielt wird („Anita“ aus der ersten Verfilmung) – dadurch bekommt die Geschichte noch eine neue Facette.

Fazit: Ob mit oder ohne Kenntnis des Originals – „West Side Story“ von Steven Spielberg ist absolut sehenswert!

Die 7 größten Enttäuschungen in 2022

7. „Amsterdam“ von David O. Russell

„Amsterdam“ von David O. Russell hätte ein richtig guter Film werden können, verplätschert aber im Unentschlossenen und dümpelt, weder Fisch noch Fleisch, von einer Szene zur anderen. Dabei kann sich der Cast absolut sehen lassen, die mise en scène ist stimmungsvoll, das Zeitkolorit stimmig, der Soundtrack passt … aber die Handlung? Die springt hin und her und scheint sich nicht entscheiden zu können, was sie eigentlich genau erzählen will. Mal tendiert sie zu einer skurrilen Komödie mit schrulligen Figuren, dann schwimmt sie in Richtung Nouvelle Vague und „Jules und Jim“, plötzlich befinden wir uns in einem Krimi, dann wird es mysteriös, dann wieder satirisch, dann wieder eine Groteske, dann wieder antifaschistisches Lehrstück …

Es kann reizvoll sein, wenn ein Film sich keinem Genre eindeutig zuordnen lässt oder er mehrere Genres vereint – sehr gelungen ist das zum Beispiel aus meiner Sicht bei „Fight Club“ von David Fincher. Aber auch das muss dann irgendwie als schlüssiges Konzept erkennbar und konsequent umgesetzt sein. Das ist hier aber nicht der Fall – eher erinnert es hier an eine konfliktscheue Person, die es allen Recht machen, von allen gemocht werden will – und es sich genau deswegen am Ende mit allen verscherzt.

Ich habe mich zwar trotzdem unterhalten gefühlt, da die Schauspieler einfach toll und einzelne Gags durchaus amüsant sind und die Atmosphäre insgesamt auch etwas für sich hat. Aber letzten Endes hat der Film nichts mit mir gemacht, mich weder verändert noch irgendwie berührt oder zum Nachdenken angeregt … Im Grunde zerfranst er und dröppelt schließlich in die Belanglosigkeit.

Fazit: Na ja. Wer mit niedrigen oder gar keinen Erwartungen in den Film geht, findet darin schon viel Unterhaltsames. Aber bei dem Potenzial, das mit mehr Konsequenz hätte ausgeschöpft werden können, ist der Film doch eine Enttäuschung. Schade.

6. „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ von Sam Ramie

„Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ von Sam Raimi fängt bereits mit einem hohen Tempo an und geht – von einigen kürzeren Verschnaufpausen abgesehen – auch genauso weiter. Viel Zeit für Charakterzeichnung, Zwischentöne und Story bleibt da trotz über zwei Stunden Laufzeit leider nicht. Ich habe das erste Drittel gebraucht, um überhaupt erst einmal zu sortieren, worum es ging. Es hilft definitiv, wenn man sich im Marvel-Universum gut auskennt. Die Serien „Wanda Vision“ und „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D“ sowie mindestens den letzten Spiderman-Film und den ersten Doctor-Strange-Film sollte man schon gesehen haben, sonst ist man wohl völlig lost. Die Motivationen der Figuren sind klar – aber nicht sonderlich facettenreich und nicht immer so ganz nachvollziehbar.

Trotzdem macht der Film insgesamt Spaß, ist streckenweise richtig spannend und vor allem visuell ein absolutes Highlight. Wie die verschiedenen Universen jeweils gestaltet sind, ist wirklich beeindruckend. Etwas Humor gibt es zwischendurch auch und ziemlich gruselige Horror-Elemente, die nicht unbedingt etwas für schwache Nerven sind.

Fazit: Man braucht eine Weile, um reinzukommen, aber dann ist der Film durchaus unterhaltsam. Für Marvel-Fans eine klare Empfehlung (als Einstieg ins Marvel-Universum aber eher nicht).

5. „Jurrassic World 3: Ein neues Zeitalter“ von Colin Trevorrow

„Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter“ von Colin Trevorrow ist solide Unterhaltung und ein passender Abschluss der Jurassic-World-Trilogie. Es gibt außerdem ein Zusammentreffen mit der Generation aus der ersten Trilogie um den Jurassic Park, was zu den alten Filmen einen netten Bogen schließt. Die Story ist jetzt nicht so der Rede Wert, es geht wieder darum, dass ein skrupelloser, reicher, mächtiger Geschäftsmann die Dinos und Gentechnik dafür nutzen will, noch mächtiger und reicher zu werden und dabei absolut skrupellos vorgeht. Das bringt die ganze Welt in Gefahr, aber am Ende geht alles gut aus. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, niemand fällt negativ auf. Besonders komplex und vielschichtig sind ihre Figuren aber ehrlich gesagt nicht. Das würde aber auch nicht zur Story passen.

Fazit: Unterhaltsames Popcorn-Kino für einen netten Filmabend, aber revolutioniert nicht unbedingt die cineastische Welt. Ich denke, wer die anderen beiden Filme mochte, wird auch an diesem Film Freude haben.

4. „Die Känguru-Verschwörung“ von Marc-Uwe Kling

„Die Känguru-Verschwörung“ von Marc-Uwe Kling ist zwar eine passende Fortsetzung der „Känguru-Chroniken“, hat aber wie der Vorgänger bereits zu wenig Biss und zu wenig Mut, auch politische Umstände zu kritisieren, die nicht offensichtlich scheiße sind. Stattdessen wird dann mit absurden Nebenhandlungssträngen wie Marias Ex Joe, Drogentrips des Kängurus oder dusseligen Soldaten von der Gesellschaftskritik abgelenkt. Diese ist außerdem sehr albern, plakativ und klamaukig geraten. Ein wenig hat man hier das Gefühl, dass Sketch an Sketch ohne wirkliche Story aneinandergereiht wird. Das ist mal lustig, mal nicht. Trotzdem ist der Film insgesamt ganz unterhaltsam, kurzweilig und ein netter Zeitvertreib. Aber im Grunde kommt man aus dem Film nicht wesentlich anders heraus als man hineingegangen ist. Er bringt nicht wirklich zum Nachdenken, sondern bestätigt uns Schlafschafe eigentlich nur darin, dass Verschwörungstheoretiker völlig plemplem sind. Das mag zwar auch so sein, dennoch ist das ja nicht alles – da hätte ich mir schon etwas mehr Tiefe und ein paar mehr Nuancen und Facetten gewünscht.

Fazit: Na ja … kann man sich schon zur Unterhaltung anschauen, aber man darf hier keinen großen Anspruch erwarten. Schade, daraus hätte man auch noch mehr machen können. Zumal der Autor ja auch Regie geführt hat.

3. „Thor 4: Love and Thunder“ von Taika Waititi

„Thor 4: Love and Thunder“ von Taika Waititi ist ein Film, den ich nicht vermisst hätte, gäbe es ihn nicht. Das liegt vor allem an der wirren, inkonsequenten Erzählweise. Die Szenen sind vereinzelt lustig und unterhaltsam, der „Bösewicht“ hat eine klare Motivation, die man als Zuschauer nachempfinden kann, der Soundtrack ist cool, die visuellen Effekte sind auch sehr gelungen – also Potenzial war vorhanden.

Aber das ist alles ohne Bedeutung miteinander verknüpft, es fehlt an Einheitlichkeit und Geradlinigkeit. Die einzelnen Abschnitte der Handlung sind lose aneinandergereiht, der eigentliche Plot mit dem Götterschlächter läuft nebenher – und am Ende ist der „Bösewicht“ gar nicht wirklich böse, und die Mission von Thor und Co. war ein bisschen für die Grütze. Der Film bleibt dadurch ohne Mehrwert, man verlässt das Kino genauso, wie man hineingegangen ist, unverändert. Und bei dem Regisseur, dem Cast und diesen erzählerischen Möglichkeiten hätte man schon mehr erwarten können.

Fazit: Muss man nicht gucken. Für mich bislang der überflüssigste „Thor“-Film. Schade.

2. „The Eternals“ von Chloé Zhao

„The Eternals“ von Chloé Zhao ist leider sehr lahm und langweilig geraten – obwohl der Film ganz spannend anfängt. Aber irgendwie sind die Erzählstruktur und Figurencharakterisierung misslungen. Nach der Erläuterung der Grundsituation, wer die Eternals sind und wer die Deviants, und der Ankunft der Eternals auf der Erde springt die Story in die Gegenwart und wir folgen erst einmal Sersi in ihr gegenwärtiges Leben. So weit, so gut.

Dann ist aber Sersis gegenwärtiges Leben gar nicht weiter wichtig, weil ein Deviant auftaucht, obwohl – wie man dann gesagt bekommt – doch alle Deviants getötet wurden und eigentlich alle nur noch darauf warten, nach Hause zu dürfen. Dann taucht Ikaris auf und ich weiß gar nicht mehr genau, warum, aber jedenfalls suchen sie dann Ajak auf. Ach so, Sprite ist übrigens auch noch dabei. Na ja, und dann ist Ajak halt tot.

Und alle sind sehr traurig, aber als Zuschauer sitzt man da und fragt sich nur: Wer war das denn? Das erfährt man dann alles nach und nach durch Rückblenden – die sind tatsächlich noch ganz spannend, aber es stellt sich doch die Frage, warum man das Spannende in die Rückblenden verschiebt, und die gegenwärtige Story ist streng genommen völlig uninteressant. Da geht’s im Grunde genommen darum, dass Sersi, Sprite und Ikaris versuchen, die Band wieder zusammenzubringen, weil sonst die Welt untergeht. Oder so. Details erspare ich euch mal, ich will da nicht weiter spoilern.

Wer die einzelnen Eternals sind, was ihre Superkraft ist, wie ihr Charakter ist, wer wie zu wem steht, welche Konflikte in der Gruppe herrschen … all das wird in den Rückblenden nach und nach erzählt. Dabei wird sehr wenig gezeigt und sehr viel in Worten erzählt, sodass alles an der Oberfläche bleibt. Für einen spannenden Film (oder auch für spannende Geschichten im Allgemeinen) braucht es meiner Meinung nach aber Figuren mit klaren Motiven und Zielen, und Hindernisse, die dem im Weg stehen. Die Persönlichkeit einer Figur zeigt sich in ihrem Verhalten, in ihrer Art, aber dafür muss man sie ja auch erstmal kennenlernen. Wenn das erst später in Rückblenden versteckt und im Wesentlichen mit Worten erzählt wird, dann ist das langweilig. Nicht von ungefähr ist ja einer der wichtigsten Tipps, die man in einem Schreib-Workshop gesagt bekommt: „Show, don’t tell“ – das war in „The Eternals“ eher umgekehrt. Dadurch sind die Figuren einem völlig egal und somit ist es auch völlig egal, wie es ihnen ergeht. Obendrein ist der Film viiiiel zu lang. Warum man daraus keine knackigen 90 Minuten gemacht hat, ist mir schleierhaft.

Fazit: Kann man sich sparen. Das ist leider wirklich einer der schwächeren Filme aus dem Marvel-Universum. Schade, denn bei der Top-Besetzung hätte man sicher viel mehr rausholen können.

1. „The King’s Man: The Beginning“ von Matthew Vaughn

„The King’s Man: The Beginning“ von Matthew Vaughn ist leider ganz und gar nicht gelungen. Im Gegensatz zu den anderen beiden King’s-Man-Filmen nimmt sich dieser Streifen selbst viel zu ernst – und das bei einer an den Haaren herbeigezogenen, hanebüchenen Story und nicht nachvollziehbaren Figurenmotivationen. Außerdem strotzt der Film nur so vor Klischees. Das fängt bereits bei der Anfangsszene an: Wir haben einen „White Savior“ in Person des Dukes von Oxford, einen „Magical Negro“ in Person von Shola, der dem Duke aus unerfindlichen Gründen treu ergeben ist, ansonsten aber keine wirkliche eigene Persönlichkeit zu haben scheint. Dann haben wir eine gütige Mutter, die zu früh stirbt, und fortan sind Witwer und Sohn traumatisiert und der Witwer lehnt zunächst Gewalt ab.

Dann bricht aber der erste Weltkrieg aus und der Sohn ist voller Hurra-Patriotismus und will partout kämpfen. Weil er nämlich kein Feigling ist. Was ja Pazifisten in der Regel alle sind: Feiglinge. Er ist zwar noch zu jung, schummelt sich aber doch in die Armee ein und kämpft an der Front und wie das dann ausgeht, kann man sich eigentlich denken, ist aber trotzdem unfassbar blöd, unnötig und macht die Figur des Conrad mit einem Schlag zum Vollidioten. Jedenfalls ist der Duke danach am Boden zerstört und überlegt sich das nochmal, ob er Gewalt wirklich ablehnt, nachdem er aber erst zum Alkoholiker geworden ist. Aber dann redet ihm sein Hausmädchen kurz ins Gewissen und dann ist er kein Alkoholiker mehr, sondern wieder topfit.

Ach so, und dann gibt’s noch eine an Geschichtsrevisionismus grenzende Plotline um King George, den Zaren Alexander den Großen und den Kaiser Wilhelm II. – King George ist natürlich der strahlende Held und supertoll und man kann absolut nichts an ihm kritisieren, der Zar wird vom dämonischen Rasputin unter Drogen gesetzt und manipuliert und Wilhelm II. ist schlichtweg ein Schwachkopf (das könnte allerdings historisch korrekt sein). Und dann gibt’s da irgendeine Intrige, die den ersten Weltkrieg auslöst, weil irgend so ein Typ einen Hass auf Kapitalisten, den Adel und Monarchie hat (es hat irgendwas mit seinen Eltern zu tun) und deswegen alle Könige/Zaren/Kaiser gegeneinander aufhetzt und zerstören will.

Am Ende werden dann jedenfalls die King’s Men gegründet.

Fazit: Überflüssiger, ärgerlicher Quatsch voller Klischees, den man sich nicht antun muss.

Was haltet ihr von dieser Auswahl? Welche Filme haben euch in 2022 besonders gut gefallen und welche überhaupt nicht?

Schreibt es mir in die Kommentare, ich bin gespannt.

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